Die Auschwitz-Information Nr. 83 widmet sich Dagmar Ostermann 1920 – 2010

Am 28. Dezember 2010 ist die Zeitzeugin Dagmar Ostermann 90-jährig in Wien verstorben. Seit 1985 besuchte sie jedes Jahr eine Vielzahl von österreichischen Schulen, um ihre Geschichte zu erzählen.

Durch ihre offene Art, ihren Humor und ihren Verzicht auf Hass ist sie vielen ehemaligen österreichischen SchülerInnen in Erinnerung.
Auch begleitete sie mehrmals Klassen auf Exkursionen nach Krakau und in die ehemaligen KZ und Vernichtungslager Auschwitz bzw. Auschwitz-Birkenau. Dies hinterließ bei den SchülerInnen und begleitenden LehrerInnen jeweils unvergessliche Eindrücke.
Dagmar Ostermann wurde als junge Frau 1942 in die Konzentrationslager Ravensbrück und Auschwitz-Birkenau verschleppt, überlebte diese und kehrte 1945 nach Wien zurück.
In ihrem Buch „Eine Lebensreise durch Konzentrationslager“ schildert sie ihre Aufgabe, als Zeitzeugin in Schulen zu gehen, so:
 „Seit 1985 gehe ich als Zeitzeugin in Schulen. Meine ganze noch verbliebene Kraft lege ich in diese Vorträge, die sich nicht nur mit meinem Schicksal beschäftigen, sondern auch eine Warnung und Aufklärung vor dem zunehmenden Fremdenhass und Rassismus in Österreich sein sollen.
Für mich war und ist es eine Selbstverständlichkeit über mein Erleben in Auschwitz zu sprechen. An manchen Tagen ist es eine Erleichterung, manchmal tut es aber weh. Es gibt natürlich Punkte, die mich besonders berühren, wie etwa die Ermordung meines Vaters als 59-Jähriger in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau.
Ich war immer eine Gerechtigkeitsfanatikerin, Vorurteile sind mir zutiefst zuwider, mich interessiert keine Hautfarbe, keine Religion oder sexuelle Orientierung, für mich ist der Mensch maßgeblich, sonst nichts! Und das versuche ich den jungen Menschen in den Schulen zu vermitteln.
An manchen Tagen verarbeite ich Auschwitz ganz gut, dann gibt es Tage, da denke ich voll Trauer, und Tage, da denke ich voll Grauen an diese Zeit zurück. Ein solches Lager war ein so einschneidendes Erlebnis in einem Menschenleben, dass man es unmöglich aus einem Leben wegdenken kann. Das bleibt bis zum letzten Atemzug!“
Für ihr jahrzehntelanges Engagement und ihre Aufklärungsarbeit an österreichischen Schulen bleibt, von ganzem Herzen Danke zu sagen!
                                                                                                         Martin Krist

 
Die Auschwitz-Information des Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Johannes Kepler Universität Linz 83. Ausgabe, März 2011 widmet sich Dagmar Ostermann. - download