Novemberpogrom in Salzburg – "Rings um uns waren nur Feinde.“

1938 wurde mit dem Novemberpogrom die Vertreibung und Enteignung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten radikalisiert und systematisiert. Aus diesem Anlass möchten wir Geschichten der Verfolgung aus allen Bundesländern aufzeigen und in Erinnerung halten.

In der Stadt Salzburg, im nahen Hallein und in der Tourismus- und Kurgemeinde Bad Gastein wurden Jüdinnen und Juden Opfer dieser Ausschreitungen, es gab jedoch keine Toten. In der Gauhauptstadt zerstörten die Trupps die Scheiben und das Mobiliar der Synagoge, die sie nur aufgrund der dichten Bebauung nicht in Brand setzten. Ihr vorrangiges Ziel waren Geschäfte im Besitz von Jüdinnen und Juden.

So schlugen die Randalierer die Auslagen und Fensterscheiben der „Wäsche- und Wirkwarenhandlung“ der 65-jährigen Anna Pollak in der Rainerstraße ein und raubten ihre Waren. Die Inhaberin selbst musste noch im November in eine „Sammelwohnung“ nach Wien übersiedeln, von wo sie 1942 nach Treblinka deportiert und dort ermordet wurde.

 

Als direkte Folge des Pogroms entzogen die NS-Behörden in Salzburg Jüdinnen und Juden die Gewerbeberechtigung, Neuanträge genehmigten sie keine mehr. Besonders schwer wogen die Verhaftung von über 60 jüdischen Männern und deren teilweise Überstellung in das KZ Dachau. Die meisten kamen im Lauf der nächsten Wochen und Monate wieder frei, vor allem, wenn die Familie nachwies, dass sie Salzburg verlassen würde. Wer emigrieren wollte, so auch in die USA, brauchte eine Bürgschaft von Verwandten oder Bekannten im Land, ein sogenanntes Affidavit.

 

Mit Grauen erinnert sich Irene Fürst, die mit ihrem Ehemann Arthur ein Geschäft in der Linzer Gasse in der Stadt Salzburg geführt hat, an die Tage nach der „Kristallnacht“: „Dann brachte man meinen Mann nach Dachau. Jeder, der ein Affidavit hatte, konnte entlassen werden. Ein Bekannter half uns, und mein Mann durfte gehen. Aber ich weiß eigentlich nicht mehr, wie ich das alles durchgestanden habe. Es war nicht leicht, ruhig zu bleiben, rings um uns waren nur Feinde.“

 

Wem die Flucht gelang, der musste seinen Besitz zurücklassen und mittellos einen Neuanfang in einem fremden Land wagen. Wer Salzburg nicht verlassen konnte, geriet in die Maschinerie von zunehmend radikalerer Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung.

 

1938 begann mit dem Novemberpogrom die systematische Vertreibung, Enteignung und dann Vernichtung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Aus diesem Anlass möchten wir Geschichten der Verfolgung aus allen Bundesländern aufzeigen und in Erinnerung halten. Die Berichte stammen Großteils aus unseren Sachbüchern „Nationalsozialismus in den Bundesländern“. Hier finden Sie die Berichte über den Novemberpogrom aus allen Bundesländern: - Link

 

Buch:  "Nationalsozialismus in Salzburg. Opfer - Täter - Gegner" von Johannes Hofinger:.