Neuerscheinung: "Nationalsozialismus erinnern"

In der Reihe "Schriften zur Stadtkunde" ist – herausgegeben von der Stadt Bregenz und redaktionell begleitet von Stadtarchivar Thomas Klagian – der zweite Band mit dem Titel „Nationalsozialismus erinnern“ erschienen.

In "Nationalsozialismus erinnern" beschäftigen sich namhafte AutorInnen auf 280 Seiten mit 88 Abbildungen vor allem mit der NS-„Euthanasie“ und der Erinnerungskultur:

Gernot Kiermayr-Egger widmet sich in seinem Beitrag jenen Menschen, die verfolgt wurden, weil ihr Sozialverhalten nicht den Normen entsprach oder weil sie aus einer Familie stammten, die als „erblich belastet“ galt. Werner Schelling schließt eine Forschungslücke, indem er die Bregenzer Opfer der NS-„Euthanasie“ nach akribischer Recherchearbeit identifiziert. In fünf Biografien schildert er, wie konsequent und mitleidlos die Nationalsozialisten Menschen verfolgten, die in ihren Augen ein Problem für den „gesunden Volkskörper“ darstellten. Victoria Kumar wirft einen Blick auf die Vorarlberger „Erinnerungslandschaft“, also auf jene Orte, an denen der Opfer der NS-Zeit gedacht wird. Werner Bundschuh schildert in einem Beitrag die Entstehungsgeschichte des Widerstandsmahnmals am Bregenzer Sparkassenplatz und beschreibt in einem zweiten, wie die Johann-August-Malin-Gesellschaft die Zeitgeschichtsforschung beeinflusst und verändert hat. Werner Dreiers Beitrag handelt vom Schweizer Diplomaten Carl Lutz, der Tausende ungarische JüdInnen vor der Deportation gerettet hat, und von jenem Weg in Bregenz, der nach ihm benannt wurde. Meinrad Pichler legt gleich drei Beiträge vor. Im ersten geht er auf die Geschichte des Gefangenenhauses in der Bregenzer Oberstadt ein. Im zweiten stellt er das Bregenzer „Planetta-Heim“ vor, das als Anwerbezentrum für Schweizer SS-Freiwillige diente – ein Aspekt aus der NS-Zeit, der in Bregenz bislang nicht bekannt war. Der dritte Beitrag ist eine aktualisierte Auflistung jener Bregenzerinnen und Bregenzer, die während der NS-Herrschaft Widerstand geleistet haben bzw. verfolgt wurden.

Aufgrund der aktuellen Covid-19-Situation findet keine Buchpräsentation statt. Für das Frühjahr 2022 ist aber eine Veranstaltung geplant, in der unter anderem mit den AutorInnen darüber diskutiert werden soll, ob die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, die „Erinnerungsarbeit“, jemals abgeschlossen sein kann.