„Memory Gaps“ – Erinnerungslücken als Kunstprojekt

Kunst-Aktion der Malerin Konstanze Sailer gedenkt NS-Opfern mit Ausstellungen in Wiener Straßen, die es geben sollte. Jänner 2016: Erinnerung an Marianne Golz (* 30. Januar 1895 in Wien-Hernals; † 8. Oktober 1943 im Gestapo-Gefängnis in Prag). Sie war Sängerin und Ensemblemitglied des Wiener Raimund-Theaters sowie des Salzburger Stadttheaters

Die Kunst-Aktion des Gedenkens der Malerin Konstanze Sailer wurde mit zwei Ausstellungen von Tuschen auf Papier in virtuellen Räumen eröffnet. Diese Galerien befinden sich ausnahmslos in Straßen oder an Plätzen Wiens, die es nicht gibt, die es jedoch geben sollte. Straßen mit Namen von Opfern der NS-Diktatur.

Zusätzlich zu vorgeschlagenen Straßennamen der Opfer werden auch Umbenennungen von Straßen angeregt: Von solchen, die heute noch Namen von Personen tragen, die im Naheverhältnis zum Nationalsozialismus standen. Monat für Monat wird so das kollektive Gedächtnis erweitert.

Die Erinnerungslücken - www.memorygaps.eu - zeigen eine Auswahl aus tausenden Tuschen auf Papier aus zehn Jahren. Sie stellen Schreie und Aufschreie von Opfern dar. Zum schmerzerfüllten Aufschrei geöffnete Münder und Kiefer. Abstrakte Darstellungen von Schreien in Ghettos und in Konzentrationslagern - gemalte Erinnerungskultur.

Seit drei Jahrzehnten arbeitet die deutsch-österreichische Künstlerin zu den Themen Antlitz, Schädel und Tod. "Die Aufschreie und Schreie von damals bleiben in unser Gedächtnis eingraviert. Die Tuschen sind jeweils farblichen "Winkeln" zugeordnet, den entmenschlichenden Kategorisierungen in den Konzentrationslagern.", so Konstanze Sailer.

 

Weitere Informationen und Texte: http://www.memorygaps.eu/statement/

Jänner 2016:

Marianne Golz (* 30. Januar 1895 in Wien-Hernals; † 8. Oktober 1943 im Gestapo-Gefängnis in Prag) war Sängerin und Ensemblemitglied des Wiener Raimund-Theaters sowie des Salzburger Stadttheaters. Sie emigrierte 1934 nach Prag und gehörte seit 1939 einer Widerstandsgruppe an, die Juden zur Flucht aus Prag verhalf. 1942 durch die Gestapo verhaftet und als „Saboteurin wegen der Begünstigung von Reichsfeinden“ zum Tod verurteilt, wurde Marianne Golz am 8. Oktober 1943 durch das Fallbeil im Prager Gestapo-Gefängnis Pankrác ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Clemens Krauss heute noch ein Park in Wien-Hernals benannt, ebenso wie eine Straße in Salzburg und ein Weg in Ehrwald (Tirol). Krauss, von 1929-34 Direktor der Wiener Staatsoper, zählte zu den renommiertesten Dirigenten der 1930er und 1940er Jahre. Durch die NS-Führung eingesetzt, wurde Krauss Musikalischer Leiter der Berliner Staatsoper (1935-36), Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper (1937-44), Rektor des Salzburger Mozarteums (1939-45) sowie Generalintendant der Salzburger Festspiele (1942-45). Zumindest in Wien- Hernals sollte anstelle von Clemens Krauss an Marianne Golz erinnert werden.