Antisemitismus zu Fasching: IHRA verurteilt antisemitische Faschingsumzüge

Im Zentrum der Kritik steht der Faschingsumzug der belgischen Stadt Aalst im Februar 2020, dort wurden wiederholt antisemitische Klischees gezeigt.

Der historische Antisemitismus gipfelte in Form von Hassreden und Angriffen oft zu christlichen Festen, wie etwa Ostern. Leider gibt es eine Kontinuität in die Gegenwart: Ein antisemitischer Faschingsumzug in Belgien sorgte im vergangenen Jahr für internationales Aufsehen und Kritik. Der Faschingsumzug in der Stadt Aalst, nahe Brüssel, verlor schließlich seinen Status als UNESCO Immaterielles Kulturerbe. Es war das erste Mal, dass die Internationale Organisation einer kulturellen Tradition diesen Status entzieht. Die UNESCO begründete diesen Schritt mit dem wiederholten antisemitischen und rassistischen Auftreten einiger TeilnehmerInnen des Umzuges. Auch 2020 fanden sich wieder antisemitische Motive in Aalst und sogen für internationale Schlagzeilen, Jüdinnen und Juden wurden dort etwa mit Insekten verglichen und SS-Uniformen wurden zur Schau gestellt.

 

Hans Knoop, Holocaust-Überlebender und Vorstand von FJO, einem Dachverband jüdischer Organisationen in Belgien, kritisiert die antisemitischen Darstellungen in Aalst: „Auf diese Weise wurde es erst möglich gemacht während des Zweiten Weltkriegs sechs Millionen Juden zu vergasen. Ohne solche Bilder wäre das unmöglich gewesen“, so Knoop gegenüber dem Radiosender Deutsche Welle.

 

Internationale Kritik

Auch die Europäische Union kritisiert die öffentliche Darbietung antisemitischer Klischees. „Der Karneval von Aalst ist eine Schande. Das muss aufhören. Keinen Platz dafür in Europa“, schrieb Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas auf Twitter. Diverse internationale Medien berichten über die Verbreitung der antisemitischen Darstellungen im Rahmen des Faschingsumzuges.

Dr. Kathrin Meyer, Executive Secretary der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), kritisiert in einer Stellungnahme vom 25.02.2020 die antisemitischen Faschingsdarstellungen:

“Sunday’s annual carnival in Aalst, featuring reoccurring racist and antisemitic displays and floats, is deeply offensive to the Jewish community and to Holocaust victims, survivors and their families. The tradition of carnival has typically focused on mocking powerful institutions such as the church or the state – not on humiliating minority groups who are once again being threatened and murdered throughout Europe.

The International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) works tirelessly to counter Holocaust distortion and antisemitism and this year’s parade was unacceptable with its historically stereotypical representations of Jewish people. We commend Prime Minister Sophie Wilmes' clear condemnation of the caricatures of Jews and we call on the carnival organizers and the city of Aalst to ban such displays in future. IHRA will continue to work with all Member Countries to ensure such examples of antisemitism are not repeated.”

 

Auch in Spanien sorgt ein Faschingsumzug für Internationale Kritik. Bei einer Parade nahe der Stadt Ciudad Real war ein teilnehmender Verein in SS-Uniformen und als KZ-Häftlinge kostümiert durch die Straßen gezogen. Der ORF, die Jüdische Allgemeine und weitere internationale Medien berichteten darüber.

 

Antisemitische Karikaturen im Unterricht?

Bei der Bearbeitung aktueller und historischen Antisemitischer Bilder und Karikaturen ist Vorsicht geboten: Viele Jugendliche kennen diese Bilder gar nicht. Lehrkräfte sollten diese daher nicht reproduzieren bzw. nur sehr vorsichtig einsetzen. Selbst ein „entschlüsselnder“ Text (wenn er auch noch so erhellend sein mag) wird die Wirkmacht eines antisemitischen Bildes nicht aufheben können. Beim Zeigen dieser Bilder in der Klasse besteht die Möglichkeit ungewollt Stereotype zu tradieren. Auf unserer Website finden sich drei Stellungnahmen zum Spannungsverhältnis "Soll bzw. kann mit antisemitischen Karikaturen pädagogisch gearbeitet werden?": - Link

 

Antisemitische Faschingsdarstellungen

Sollten Sie antisemitischen oder NS-verherrlichende Faschingsdarstellungen auch in Österreich gesehen haben, können Sie diese etwa beim Forum gegen Antisemitismus melden: - Link

 

Links

„Der Spiegel“ berichtet: - Link

„DW“ berichtet: - Link

„Forward“ berichtet: - Link

ORF und "Jüdische Allgemeine" über den Vorfall in Spanien: - Link & - Link

Antisemitische Karikaturen im Unterricht: - Link

Antisemitische Vorfälle in Österreich melden: - Link

Stellungnahme der IHRA: - Link

IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus: - Link